Site-Search - Gannett macht den zweiten Schritt, deutsche Sites kämpfen mit dem ersten

Gannett hat Planet Discover, den Anbieter einer lokalen Suchmaschine gekauft und steigt damit verstärkt in den Kampf gegen Yellow-Page-Anbieter, Yahoo! Local und andere um den lokalen Such- und damit Werbemarkt ein. Ein (fast) logischer Schritt, wenn man seine Hausaufgaben erledigt hat, d.h. wenn man seine eigenen Inhalte bereits so vorhält, dass sie von den Lesern auch tatsächlich gefunden werden können.

Klingt wie eine Selbstverständlichkeit? Das Bild auf den meisten deutschen Tageszeitungssites sieht anders aus.

Niemand ist perfekt, aber die Sites von Gannett-Zeitungen zeigen in einem Kurztest, dass man seine Inhalte tatsächlich finden und lesen lassen möchte. Google-Suchen mit entsprechenden Keywords führen tatsächlich zu den Artikeln der Sites - zumindest zu den aktuellen. Und die Suchmaschinen auf den Sites erlauben Suchen über ca. 8 Jahre über alle Inhalte der Zeitung und Site hinweg. Einziger Schwachpunkt ist scheinbar, dass archivierte, nicht mehr aktuell auf der Site vorgehaltene Artikel nicht über externe Suchmaschinen auffindbar sind. Aber insgesamt nach einem kurzen Review die Note 3 für die Suchfunktionen.

Und auf deutschen Sites? Aufholbedarf, denn in der Regel sieht es wie folgt aus:

- die Online-Artikel sind nur für wenige Wochen frei zugänglich. Danach sind sie entweder gar nicht mehr auffindbar oder nur noch über unzureichende Suchtools.
- In einem separaten Archiv schlummern die Artikel der ePaper-Ausgabe. Die letzten paar Wochen sind in der Regel für zahlende Abonnenten zugänglich, ältere gar nicht.
- Im dritten Archiv, oft ausgelagert zu Genios/GBI befindet sich dann das elektronische Archiv des Verlags. Kostenpflichtig und wiederum mit eigener Suchmaske (sprich: Mehraufwand). Bei fehlender Kooperation mit Genios sind ältere Archivjahrgänge z.T. auch gar nicht direkt auffindbar, sondern müssen manuell durch das Archiv bearbeitet werden.

Diese Archivierungspraxis führt zudem dazu, dass die archivierten Artikel nicht mehr über Google & Co. aufzufinden sind.

Kurzum: man verhindert das Lesen der eigenen Inhalte, reduziert seine Leserschaft, beraubt sich der Möglichkeit, ein paar Euros mit Google AdSense zu verdienen und das alles in einer Situation, in der für viele Verlage die Nutzung des Archivs durch Externe ein Zuschussgeschäft ist oder nur marginale Erträge erbringt.

Etwas besser machen es Spiegel Online und Süddeutsche.de, die verschiedene Quellen über eine Suchmaske auffindbar machen, aber auch hier sind die archivierten Artikel anscheinend nicht auffindbar über Google. Man muss also auch hier erst(!) auf die Idee kommen, bei Süddeutsche.de oder Spiegel Online ins Archiv zu schauen und kann erst dann möglicherweise Artikel finden.

Von daher sind die jetzt auf Gannett zukommenden Probleme Luxusprobleme. GoYellow zeigt zwar gerade mit schlichtweg desaströsen Zwischenergebnissen wie schwer es ist, lokale Händler zur Einstellung von Informationen zu bewegen, aber im Vergleich zu den Hausaufgaben deutscher Sites sind das - wie gesagt - Luxusprobleme.

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