WAZ goes Web 2.0 – so zumindest der Plan

Man hat viel vor im Hause WAZ. Nach Jahren relativ bescheidener Aktivität im Internet will man den Online-Bereich stärken und geht dabei ungewöhnliche Wege.

Zum so genannten 1. Strategischen Dialog hatte Bodo Hombach eingeladen, um das neue Konzept vorzustellen und mit einigen Bloggern, Experten und Führungspersonal offen zu diskutieren.

Ein Novum in Deutschland dürfte die Berufung der bekannten Bloggerin Katharina „Lyssa“ Borchert zur Online-Chefin mit Rang einer stv. Chefredakteurin sein.

Auch die Tatsache, dass alle Chefredakteure der zur Gruppe gehörenden westdeutschen Regionalzeitungen sich darauf verständigt haben, ein zentrales Online-Konzept zu unterstützen und keine Sonderwege zu gehen ist bemerkenswert.

Hombach und WAZ-Chefredakteur Reitz betonten mehrfach, dass sämtliche Widerstände im Haus gegenüber der neuen Online-Initiative aus dem Weg geräumt seien und diese ein signifikantes Budget zur Verfügung habe.

Statt in eine PR-Veranstaltung auszuarten entwickelte sich tatsächlich ein sehr lebhafter und offener Dialog. Frühere Versäumnisse wurden eingestanden und noch offene konzeptionelle Fragen angesprochen. Nicht immer war es strategisch, sondern auch gerne mal sehr operativ, aber viele grundlegende Themen wurden behandelt.

Trotz dieser Offenheit wurde jedoch gebeten, nicht alle Details zu bloggen – verständlich.

Verraten sei jedoch, dass das Projekt sehr ambitioniert wirkt und explizit oder implizit sämtliche Stichworte gefallen sind, die man dem Begriff Web 2.0 zuordnet: Blogs, Communities, Flickr, MySpace, etc.

Wann wie welches Angebot mit welchem Schwerpunkt eingeführt wird steht offensichtlich noch nicht fest und dürfte noch zu so manchem konzeptionellen Kopfzerbrechen führen. Auch über die Marke des derzeit noch unter dem Arbeitstitel „WAZ live“ laufenden Projekts wurde nicht endgültig beschlossen.

Sehr interessant wurde die Diskussion über ein mögliches Miteinander von Verlag und Bloggern. Weniger ein Unbehagen als vielmehr eine beiderseitige Unerfahrenheit und z.T. auch Unentschlossenheit im Umgang miteinander wurde hier offensichtlich.

Der Teil der Debatte über mögliche Vergütungsformen verdrängte dabei die aus meiner Sicht im ersten Schritt wichtigere Frage einer adäquaten Einbindung externer Blogs in das Gesamtkonzept.

Und ob der WAZ dieser 1. Strategische Dialog etwas gebracht hat? Wir werden sehen, ob es zum 2. Strategischen Dialog kommt.

Weitere Posts zu diesem Thema bei Heiko, Thomas und Jan.

Nachtrag: Und noch weitere Posts bei Wirres und Wortfeld.

Kommentare

Ich sehe das "Problem" der Vergütung als das Größte. Mittlerweile scheinen ja schon die Blog-Berater gratis zu arbeiten. Kann mir einer erzählen, wie dann Geld verdient werden soll?
Die WAZ_Veranstaltng zeigt eindrucksvoll, wie ich mir eine Handvoll Blogger kaufen kann, ohne einen Cent dafür zu bezahlen. Oder gab es doch Beraterverträge, und darüber will man Stillschweigen bewahren? Irgendwas stinkt da...

07.07.06 12:05

ihre unaufgeregten kommentare mit äusserst fundierten bedenken das informelle treffen von ein paar bloggern und journalisten bei der waz sind beeindruckend. immerhin beschimpfen sie die teilnehmer des treffens nicht mehr wie nebenan als „dumm“, sondern nur noch als „gekauft“. mich beschleicht ja nun nach dem zweiten kommentar von ihnen zum thema der verdacht, dass sie hier irgendwelche eigenen erfahrungen auf andere projezieren.

aber sie machen mich neugierig. wieviel cent bekommt man denn so, wenn man auf dem podcastday auf einem panel sitzt? oder als vorsitzender des „podcastverbandes“? welchen stundensatz kann man denn so als dings-„experte“ nehmen?

10.07.06 23:29

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