Yahoo! und Zeitungsverleger kooperieren

„When you can’t beat them, join them“ möchte man denken, wenn man von der möglichen Kooperation zwischen Yahoo! und amerikanischen Zeitungsverlegern liest.

Der Plan könnte einen Meilenstein auf dem Weg zu funktionierenden Kooperationsmodellen zwischen Zeitungsverlagen und Internet-Riesen wie Yahoo!, AOL oder Google darstellen. Wobei „funktionierend“ aus Sicht der Verlage nicht unbedingt „gut“ bedeuten muss.

Laut eines unbestätigten Berichts der Business Week planen einige amerikanische Zeitungsverlage und Yahoo! eine weit reichende Kooperation im Markt für lokale Nachrichten, für Spezialthemen wie z.B. Reise sowie im Stellenmarkt.

Die lokalen Nachrichten sollen anders auf den Yahoo!-Seiten präsentiert werden. Ein grundlegend neuer Schritt ist die Partizipation der Verlage an den Werbe-Einnahmen auf den Yahoo!-Seiten.

Im Gegenzug erhält Yahoo! Zugriff auf Stellenanzeigen der Verlage, um seinen wenig populären Stellenmarkt HotJobs zu stärken.

Aus Sicht der Zeitungsverlage ist dieses ein Eingeständnis der starken Marktsituation Yahoo!s im Content-Markt.

Yahoo! Local News ist nach der Gesamtheit aller amerikanischen Zeitungswebsites die zweitpopulärste Anlaufstelle im Netz für lokale Nachrichten (in den USA). Mit nur marginalem Branding werden die Überschriften der Artikel auf lokalen Zeitungswebsites aufgelistet. Nach Anklicken werden die User auf die Zeitungswebsites weitergeleitet.

Langfristig negative Auswirkungen

Selbst bei stärkerer Betonung der Zeitungsmarken dürfte Yahoo! weiterhin als dominierende Marke für lokale News wahrgenommen werden. Seine Rolle als Einstiegsseite für die Suche nach Nachrichten, als Generator für Reichweite und seine Position als Pförtner gegenüber den Verlagen wird zunehmen – und somit das Kräfteverhältnis langfristig zu seinen Gunsten verschieben.

Größter Verlierer dürften die Mantelredaktionen der Verlage sein. Während Regionalzeitungsverlage für regionale und lokale Themen oft eine Monopolstellung innehaben und somit über eine starke Position für diese Inhalte verfügen, dürfte die Stellung der Mantelressorts weiter sinken.

Kaum eine Regionalzeitung kann mit ihrer Mantelredaktion mit denen größerer Wettbewerber wie z.B. NYTimes, Washington Post, LA Times oder auch CNN, Fox News u.ä. konkurrieren. Bei weitem nicht alle überregionalen Geschichten können auf die Region herunter gebrochen und somit als Kernkompetenz einer Regionalzeitung angesehen werden.

Warum sollte ein User folglich die Mantelseiten der Regionalzeitungen online lesen? Yahoo! macht es mir als User sehr einfach, für lokale, regionale Inhalte einerseits und überregionale Inhalte andererseits den jeweils optimalen Anbieter auszuwählen.

Dieses wird eine von Eli Noam prognostizierte Entwicklung bestärken, über die ich bereits vor einigen Wochen berichtet hatte. Statt jeweils Full-Service-Anbieter zu sein, werden sich die Zeitungsverlage stärker darauf einstellen müssen, im Rahmen eines Netzwerks als Spezialanbieter aufzutreten. Kompetenz wie z.B. im Rahmen der Lokalberichterstattung ist gefragt, dpa-Berichte, magere Wirtschaftsseiten u.ä. weniger.

Für die Gestaltung der Websites der Verlage ergeben sich neue Herausforderungen. Die User werden in Zukunft stärker die jeweilige Artikelseite als Einstiegsseite nutzen. Um die Nutzer an andere Inhalte und zu den Rubrikenmärkten zu führen sind dementsprechend adäquat gestaltete Websites notwendig.

Kooperation in Deutschland möglich?

Die weiter oben angesprochene Spezialisierung im Rahmen eines Netzwerks halte ich auch im deutschen Markt für möglich und wahrscheinlich.

Dass es aber innerhalb der nächsten paar Jahre zu einer ähnlichen Kooperation wie in den USA kommen wird ist unwahrscheinlich.

Weder Yahoo! News noch Google News oder irgendein anderer Traffic Aggregator haben derzeit eine mit Yahoo! Local News vergleichbare Stellung inne. Zudem ist kein Traffic Aggregator mit größeren Ambitionen in den Rubrikenmärkten vorhanden, der an einer gegenseitigen Kooperation Interesse haben dürfte. Und selbst wenn: die Situation der deutschen Zeitungsverlage im Stellenmarkt hat sich in den letzten Jahren so stark verschlechtert, dass nicht mehr allzu viel Verhandlungsmasse übrig bliebe.

Bleibt noch Spiegel Online als derzeit zentrale Anlaufstelle im deutschen Markt für Online-Nachrichten. Ist nicht eine Integration lokaler Nachrichten in das Angebot denkbar? Aus meiner Sicht ein denkbarer, logischer Schritt für SpOn. Ein logischer für regionale Zeitungsverlage?

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