Interaktiver Pott - Lyssas Konkurrenz geht an den Start

Die Online-Zeitung onruhr des ehemaligen WAZ-Chefredakteurs Uwe Knüpfer geht mit einer Vorab-Site live und schießt sich schon mal auf die WAZ ein.

Anlässlich der Schließung der Buerschen Zeitung wettert Knüpfer gegen die WAZ-Strategie und verknüpft Meinung mit Werbung (Ausgabe vom 1.10.2006). Die Ex-Leser der Buerschen Zeitung sollen doch bitteschön auf onruhr umschwenken.

Und was sollen diese dort finden?

Lokale Nähe und reichlich interaktive Funktionen will onruhr ab dem 17. November anbieten. Bis zu 41 Städte im Ruhrgebiet sollen mittelfristig abgedeckt werden.

Da Buer aber – soweit ich das als Nicht-Ruhrgebietler beurteilen kann – zu Gelsenkirchen gehört und nicht zu den Städten Essen und Dortmund, die zuerst durch die Site abgedeckt werden, müssen sich Ex-WAZ-Leser wohl doch noch etwas in Geduld üben.

Ansonsten verspricht onruhr nicht Besonderes. Nur das übliche unfokussierte Konzept. Lokale Nachrichten, Blogs, Eventkalender, Adressen, Video- und Bilder-Upload, Anzeigen, etc… also zwangsläufig in Summe nur Durchschnitt.

Schon für ein gut ausgestattetes Team ist es sehr schwierig, in einem oder zwei der genannten Bereiche ein ansprechendes Produkt zu erstellen. Wie soll dann bei einem Team mit einer Stärke von „bis zu zehn Redakteuren“ etwas Gutes heraus kommen?

Das Ganze riecht stark nach verwaisten Foren, lückenhaften Eventkalendern und Videos vom letzten Karneval, die das ganze Jahr über in der Liste der aktuellsten Videos auftauchen.

Würde mich freuen, wenn man mich eines Besseren belehrt.

Denn auch wenn man das Gefühl nicht los wird, dass es sich hierbei um einen Rachefeldzug gegen die WAZ handelt, so ist onruhr doch ein weiteres innovatives Anzeichen dafür, dass man nun auch im lokalen Nachrichtenmarkt an tragfähige Online-Konzepte glaubt.

Erst vor wenigen Wochen ging in der deutschsprachigen Schweiz appencell24 als Online-Zeitung an den Markt. Auch hier soll die regionale Abdeckung mittelfristig ausgebaut werden.

Und in Deutschlands Westen kämpft mit Oberberg Aktuell schon länger eine Online-Zeitung gegen die etablierte Print-Konkurrenz.

Meine – zweifelsohne bislang noch auf relativ dünner Datenbasis fundierte - Skepsis gegenüber den Erfolgsaussichten von onruhr verändert sich nicht sonderlich, wenn ich mir die derzeit verfügbare Site anschaue.

Der Nachrichtenteil der Site soll immer nur in der Nacht aktualisiert werden und besteht aus pdf-Seiten. Das mag zum Ausdrucken ganz nett sein, lässt aber wesentliche Vorteile des Internets aus (ja, die guten alten Hyperlinks – und anderes).

Zudem bricht die Site mit so vielen Usability-Regeln, dass ich es mir hier spare, auch nur einige der Fehler aufzuzählen.

Man wird im Hause WAZ, falls man diesen Beitrag dort überhaupt liest, darüber die Nase rümpfen, dass ich onruhr in der Überschrift als Konkurrenz zur WAZ bzw. zur zukünftigen West Eins-Plattform bezeichnet habe.

Die Chancen stehen gut, dass sie das letztendlich zu Recht tun.

Aber solange die WAZler noch nichts vorzuweisen haben, ist Herr Knüpfer im zeitlichen Vorteil. Und die WAZ muss erst noch beweisen, dass sie es besser kann und nicht einfach nur die Trumpfkarte „Etablierter Platzhirsch“ zieht.

Gefunden über: media NRW

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