Lokale Suche für Zeitungsverlage hinterfragt
„Local Search“ scheint auf dem besten Weg zu sein, eines der Lieblingsthemen der Verlagsbranche für die nächsten Monate zu werden.
Aber was ist Local Search eigentlich? Und was sind reelle Chancen und was Hype?
Vor einigen Wochen bat mich ein Redakteur der Zeitschrift HORIZONT um Stellungnahmen zu diesem Thema. Als der Artikel erschien merkte ich, dass wir offensichtlich aneinander vorbei gesprochen hatten. Sein Artikel befasste sich überwiegend mit den Rubrikenmärkten, während ich das Thema sehr viel breiter angegangen war.
Fangen wir mit dem Local Search-Spielfeld an. Letztendlich geht es vereinfacht ausgedrückt darum, mittels geeigneter Technologien lokale Inhalte zu produzieren, diese mit Werbung zu bestücken und einem möglichst großen und qualitativ guten Publikum zu präsentieren.
Den Versuch einer grafischen Darstellung dieses Spielfelds finden sie hier (durch Klicken vergrößern):
Wie man sieht, finden sich viele alte Bekannte wie z.B. die Rubrikenmärkte oder Veranstaltungskalender wieder. Die Neuerungen sind eher im Bereich der Werbung und der Reichweitengenerierung zu finden. Dazu aber in zukünftigen Artikeln mehr.
Wichtig hierbei ist auch der Hinweis, dass nicht alles, was sich mit dem Begriff „Local Search“ schmückt auch wirklich thematisch hierzu gehört. So ist mir schleierhaft, warum die Suchtechnologiefirma Fast sein mit Schibsted zusammen entwickeltes Suchportal Sesam.no unter dem Begriff Local Search führt. Zwar kann auch dort z.B. nach Brancheneinträgen gesucht werden, aber was ist z.B. lokal am Fernsehprogramm? Oder an der (inter-)nationalen Nachrichtensuche?
Vielleicht wird dieses nur mit dem Stempel Local Search versehen, um vom erhofften Boom zu profitieren.
Allein die Größe des oben dargestellten Spielfelds lässt bereits vermuten, dass Verlage nicht erfolgreich auf allen Gebieten mitspielen können. Weder das Know-How noch die finanzielle Stärke der Verlage dürfte ausreichen, um sich auf allen Feldern zu betätigen.
Aber auch Kooperationen sind nicht immer möglich. So ist es häufig genug wirtschaftlich sinnvoller, sich nicht zu engagieren, als mit einem zweitklassigen White-Label-Anbieter zu kooperieren.
Und selbst wenn die hier angesprochenen Probleme nicht bestehen, stellt sich aus anderen Gründen die Frage, ob eine Betätigung sinnvoll ist. Passt ein solches Unterfangen wirklich ins strategische Portfolio? Werden andere, wichtigere Projekte hierdurch behindert? Und verwischt nicht eventuell das Profil meiner Site noch mehr, wenn ich immer mehr Features anbiete?
Wo sich Verlagen Chancen bieten, will ich in weiteren Beiträgen in den nächsten Wochen darlegen.
23.10.06