Der deutsche Online-Nachrichtenmarkt in der Hand weniger Anbieter

Während im Print-Markt die Medienkonzentration oft genug thematisiert wird, beherrschen de facto einige große Spieler den Online-Markt für Nachrichten.

Je nach Sichtweise werden bis zu 55% des Gesamtmarktes durch nur drei Nachrichtensites abgedeckt. Schon Verlage mittlerer Größe sind weit abgeschlagen.

Die Definition „Online-Nachrichtenmarkt“ ist nicht einfach. Nimmt man die Zahlen der AGOF als Basis, so lassen sich für das erste Quartal 2006 insgesamt 81 Sites als Nachrichtensites identifizieren.

Diese erreichten monatlich knapp 29 Millionen Unique User (Doppelzählungen inklusive). Die größten 5% der 81 Sites (Spiegel Online, Bild.de, Focus Online, Stern.de) erreichten 42,4% dieses Gesamtmarkts. Und auf die Top 25% entfielen bereits über 80%.


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Die monatliche Gesamtreichweite gemessen in Unique User stellt jedoch nur eine Sichtweise auf den deutschen Markt für Online-Nachrichten dar.

Mit den Visit- und Page Impression-Werten der IVW als Basis, lassen sich in diesen Datensets insgesamt 124 Nachrichtensites identifizieren.

Eine Analyse mittels dieser Werte ergibt beträchtlich höhere Konzentrationswerte. So vereinen allein die drei größten Angebote (Bild, Spiegel, Focus) rund 55% aller Visits und Page Impressions auf sich. Und bereits die Top 10% (d.h. die größten zwölf Sites) erreichen einen Marktanteil von über 80%.

Hieraus kann man schlussfolgern, dass die großen Sites nicht nur prinzipiell mehr Nutzer erreichen, sondern diese auch sehr viel häufiger zu Besuchen veranlassen bzw. eine höhere Kundenbindung aufgebaut haben (siehe hierzu auch die Analyse der Update-Frequenz auf Nachrichtensites).


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Interessant ist auch, dass die Visits- und Page Impressions-Kurven annähernd identisch verlaufen. Dieses deutet darauf hin, dass insbesondere kleine Sites sich kaum darin unterscheiden, wie viele Seiten ein Nutzer pro Besuch aufruft, was frühere Analyseergebnisse bestätigt.

Anhand von zwei x-beliebigen Beispielen kann diese Situation veranschaulicht werden: Der Fränkische Tag hat eine verkaufte Auflage von rund 72.000, was bei einem deutschen Gesamtmarkt von 25 Millionen verkaufter Auflage einen Marktanteil von 0,29% ausmacht. In Visits gemessen beträgt der Anteil am Online-Markt jedoch nur 0,11%. Online hält der Fränkische Tag somit gemessen in Visits einen weniger als halb so großen Marktanteil wie im Print.

Ein weiteres Beispiel ist die Mitteldeutsche Zeitung mit einem Print-Marktanteil von 1,01% und 0,18% im Online-Markt (wiederum gemessen in Visits). Folglich ist hier der Print-Markanteil fünf bis sechs mal so hoch wie online.

Beide hier genannten Beispiele sind keine Extrembeispiele und stellen typische Fälle für die Situation kleiner und mittelgroßer Verlage dar.

Die Wachstumsraten kleinerer und mittlerer Sites sind zudem i.d.R. trotz oft hoher absoluter Wachstumsraten nicht hoch genug, um auf absehbare Zeit hier zu wesentlichen Änderungen zu führen. Offensichtlich sind neue Konzepte notwendig, um erfolgreicher zu sein.


Weitere Artikel zu den Kräfteverhältnissen im Online-Nachrichtenmarkt:
- Bild.de erneut mit massiven Reichweitenverlusten
- Tagesspiegel.de die erfolgreichste deutsche Zeitung online
- Neue AGOF-Zahlen: Die Welt ist Gewinner im überregionalen Markt

Kommentare

Beide Datenerhebungen sind zumindest für bestimmte Zielgruppen nicht repräsentativ, da die Nutzung ausländischer News-Seiten nicht erfasst wird.

So hat z. Bsp. News.com in Deutschland eine Reichweite, die grossen deutschen Nachrichtenangeboten nahe kommt, wird jedoch nur in Panel-Daten ausgewiesen.

AGOF erfasst schliesslich nur in Deutschland gemeldete IVW-Sites, deutsche Nutzer auf US-Sites werden nicht erfasst.

Gerade wenn es um Themen geht, bei denen die USA den Takt vorgeben (Technologie-Nachrichten, anspruchsvolle Blogs, soziale Netzwerke) sind die Abrufzahlen in den USA enorm.

24.01.07 18:02

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