Relaunch Focus Online: Art Direktorin und Pförtner im Einsatz
Seit gestern ist nun auch Focus Online mit einer überarbeiteten Site im Netz.
Und hatte ich bei Welt Online noch mehr Übersichtlichkeit verlangt, so zeigen die Nutzerreaktionen auf den Focus-Relaunch, wie gut eine übersichtliche Site bei den Nutzern ankommt. Die Kommentare der Nutzer zum Relaunch sind im Schnitt positiver als bei anderen Relaunches der letzten Monate.
Wie eine gelungene Mischung aus Spiegel Online und süddeutsche.de kommt die neue Site daher. Dezente Farben, viel Weißraum und ein unaufgeregtes Layout dominieren. Das macht das Lesen angenehm.
Ein besonders schönes Beispiel gelungener Site-Gestaltung gab es gestern (s. Bild unten).
Nur in der rechten Spalte, die die Augen sowieso nur scannen, sollten ab und an kräftigere Elemente dem Auge einen Grund zum Verweilen geben. So wie jetzt dürfte die rechte Spalte unter ihren Möglichkeiten bleiben.
Aktualität und Leser-Kommentare werden groß geschrieben. Über vielen Artikeln wird die Einstell-Uhrzeit prominent dargestellt. Und man ist sich nicht zu fein, den 08/15-dpa-Ticker, der sich auf jeder x-beliebigen deutschen Nachrichtensite findet, weiterhin an der prominentesten Stelle der Site zu platzieren.
Die Kommentarfunktion ist umfangreich und prinzipiell ziemlich gut gelungen. Alle Beiträge werden vor der Veröffentlichung überprüft. Nur dass man jeden Kommentar einzeln anklicken muss, um ihn zu lesen, ist nutzerunfreundlich.
Generell hat man die Site im Rahmen des Relaunchs nicht mit einer Vielzahl neuer Features überfrachtet, was zu begrüßen ist. Zwar gibt es die einigermaßen unsinnige Artikelbewertung, aber dafür verzichtet man auf z.B. auf die Icons zu Social Bookmarking-Sites, wie sie seit Neuestem auf stern.de und süddeutsche.de unter den Artikeln zu finden sind (und dort unbenutzt vor sich hin dämmern).
Ein paar Schwächen existieren noch in der ansonsten angenehm flachen Navigation. Klickt man auf einen Schulartikel, ändert sich die gesamte Navigationsleiste unvermittelt und verliert den Überblick darüber, wo man eigentlich ist. Und ziemlich verkorkst ist der Bereich „Intern“. Weder erkennt der User, was sich dahinter verbergen könnte, noch hat man z.T. ein Gefühl warum man an manchen Stellen unvermittelt in dem Bereich landet. So gelangt man z.B. über Politik > Mehr Politik > Service zu Finanzrechnern in der Intern-Sektion. Das macht wenig Sinn.
Leider ist am Ende dann anscheinend doch kein Budget mehr dafür übrig geblieben, die Art Direktorin auch noch für die Gestaltung eines schönen Logos zu beauftragen. Also hat sich der Pförtner alle Mühe gegeben und mit PowerPoint den weißen Rand aus dem alten Logo entfernt. So steht nun dieses plumpe Logo inmitten dieser so elegant und modern gestalteten Site.
So richtig spannend wird es aber erst, wenn das „Mein Focus“ genannte Tool demnächst live geht. Die Ankündigung und der zur Verfügung gestellte Screenshot deuten auf eine Mischung zwischen Netvibes und MeinYahoo! hin, ähnlich MyLATimes. Eine Kritik des Tools folgt dann nach dessen Einführung.
Ps: Einen weiteren Relaunch gab es bei DiePresse.com.
Pps: Hier finden Sie die Liste der letzten Relaunches von Nachrichtensites.
11.03.07
Kommentare
Ich war eigentlich überreascht wie viele Nutzer negatives Feedback zu der neuen Seitengestaltung geben. Fokus war allerdings nie mein Informationemedium. Wenn man sich Spiegel, Times oder Welt Online ansieht und diesen Standart gewohnt ist, kam der alte Auftritt völlig unzeitgemäß daher. Was uns übersichtlicher erscheint, ist für den geübten Fokus-Leser scheinbar unübersichtlich.
12.03.07 11:12
Thomas Pettinger